Vielen ist der RaBauKi-Bauspielplatz bekannt, weil die eigenen Kinder dort waren oder die von Bekannten, wegen der Bilder und Artikel in den Zeitungen oder wegen Kontakten als Spender, Politiker oder interessiertem Besucher auf den Internetseiten des Vereins. Viele kennen das Hüttenbauen, das Lagerfeuer mit Stockbrot und auch die Feste und Feiern des RaBauKi. Dass sich aber die Kinder auf dem RaBauKi auch intensiv mit dem Lesen und Schreiben beschäftigen, ist weniger bekannt.

Schreiben – in den Ferien?

Für viele Kinder gehört Lesen und Schreiben zu einer lustvollen Beschäftigung. Sie lesen abends unter der Bettdecke und schreiben Briefe an die Brieffreundin. Genauso gibt es aber Kinder, die in der schulfreien Zeit gerne darauf verzichten, da sie mit dem Lesen und Schreiben nicht die besten Erfahrungen machen. In der Schule bereitet es Probleme, vor allem aber müssen sie sich dort immer wieder mit Lesen und Schreiben beschäftigen, auch dann wenn sie dies nicht wollen. Letzteres wirkt oftmals einer wichtigen Gelingensbedingung für den Lese- und Schreiberfolg genau entgegen: Leselust und Schreibmotivation. Der RaBauKi e. V. bietet den Kindern deshalb ein Schreibangebot, welches sie nur dann nutzen, wenn sie es wollen: Die RaBauKi-Tageszeitung. Dass die Kinder dieses Angebot annehmen, zeigt die Bilanz der Zeitung aus den Vorjahren. Mehr als 100 Kinder schreiben jeden Sommer für die Bauspielplatzzeitung, deren Redaktion ihnen täglich in zwei Öffnungszeiten zur Verfügung steht. Darunter sind Mädchen wie Jungen, Schreibanfänger und -erfahrene und erfolgreiche Schriftnutzer wie „Vermeider“. Denn: Es lohnt sich in der Zeitung zu schreiben! Das eigene Angebot („Gute Bretter an Hütte 17“) wie die Suchanzeige („Suche Bauhilfe an Hütte 23“) können leicht an andere Kinder verbreitet werden, der gute Witz oder der spannende Bericht bringen Anerkennung von der Leserschaft. Probleme können angesprochen, Unterstützer für die neue Idee gefunden werden. In der Redaktion helfen sich die Kinder gegenseitig, zudem ist immer ein Erwachsener als Ansprechpartner und Berater zugegen. Um die Begleitung sinnvoll vornehmen zu können, hat das RaBauKi-Team in der pädagogischen Vorbereitung didaktische Grundsätze erarbeitet. Kinder, die noch nicht schreiben können, können Texte diktieren, anderen wird bei der Textverfassung und -gestaltung geholfen. Ganz nebenbei lernen die Kinder zudem mit neuen Medien umzugehen, denn die Zeitung entsteht am Computer. Auch Medienwirkungen werden durchschaubarer, wenn über die Bedeutung von Textentwürfen diskutiert wird. Über das Internet können die Kinder für Ihre Artikel Bilder suchen oder Recherchen einholen.

Leseförderung einmal anders

Lesen lernt man durch Lesen: Die Zeitung ist natürlich gleichzeitig auch ein Beitrag zur Leseförderung. Wird die Tageszeitung vormittags verteilt, legt sich der Baulärm, denn überall wird gelesen. Schließlich will man wissen, was es Neues auf dem Platz gibt, wie der eigene Artikel geworden ist und wahrgenommen wird und was heute noch passiert. Kindern, die noch nicht oder nicht gut lesen können, wird vorgelesen, bei anderen ist die Zeitung Gesprächsthema. Das Geschriebene und Gelesene erhält über die tagesaktuellen Geschehnisse Bedeutung für die Kinder.
Lesen ist aber vor allem an einem neuen Ort des Bauspielplatzes präsent: in einem besonderen Bauwagen, in dem eine Bibliothek eingerichtet wurde. Hier finden sich Kinder- und Bilderbücher sowie Romane neben Sachbüchern und anderem Lesematerial. Kinder können hier in Büchern stöbern, in Sachbüchern interessante Dinge nachschlagen. Auch das ein oder andere Buch über unterschiedliche Bauweisen ist zu finden. Die Bibliothek lädt ein zum Recherchieren oder einfach zu einer genussvollen Lesepause. Kinder, die zu Hause ohne Bücher aufwachsen und Lesen nicht als bedeutsame Tätigkeit kennen lernen, kommen als eines der wenigen Male – neben dem punktuellen Besuch der Stadtbücherei mit der Schule – mit vielen Büchern in Kontakt und können sich „mit Bücher anfreunden“ wann sie dies wollen. Vorlesezeiten oder die ständig bestehende Möglichkeit sich einen Vorleser zu suchen eröffnen auch den Kindern Bücher, die noch nicht selbst lesen können. Mittlerweile hat sich ein Leseclub gegründet, der sich zum gegenseitigen Vorlesen trifft.

Die Zeitung und die Bibliothek einzurichten war dem RaBauKi ein besonderes Anliegen, denn Kinder treten außerhalb der Schule, „mitten im Leben“, mit Lesen und Schreiben in produktiven Kontakt. Sie sind damit auch ein Baustein des RaBauKi-Ansatzes Kinder zu Wort kommen zu lassen und bei Entscheidungen zu beteiligen.

Ohne Frage stellen beide Angebote einen bedeutsamen Beitrag zur Förderung dar. Minimale Hoffnung ist die, einen Beitrag zum „Anwerfen des Motors“ zu leisten. 
Möglich waren sie durch die Förderung von Stiftungen, die Projekte finanziert haben. Natürlich bereiten auch die Instandhaltung von Materialien und die Erweiterung der Bibliothek Kosten. Deshalb sucht der Verein RaBauKi Spenden auch für diesen Bereich: Bücher für die Bibliothek, Mittel für den Betrieb der Zeitung (Papier- und Druckkosten) und technisches Equipment für die Zeitungsredaktion.